Buchhandlung mit Café: Das Bukafski lädt zum Verweilen ein
Mainz – Ein Orang-Utan liest. Der Affe beugt sich über sein Buch, entspannt sitzt er da, ein leises Lächeln umspielt seine Lippen. Das Emblem von Bukafski, der neuen Buchhandlung mit Café am Gartenfeldplatz, sagt viel aus über die Stimmung in dem kleinen Eckladen.
Biedermeiertische und Sessel wie aus Omas Zeiten laden zum Verweilen ein. Regale bieten reichlich Gedrucktes zum Schmökern. Ein alter Herr im Rollstuhl sitzt gerade beim Espresso, zwei Frauen unterhalten sich angeregt über ihre Tassen hinweg.
“Ich wollte eine Kaffeehausatmosphäre schaffen”, erzählt Matthias Dölger. Der 30-jährige Buchhändler eröffnete das Bukafski vor knapp einem Monat. “Ich hatte schon lange den Traum, was Eigenes aufzuziehen”, meint er. Den Anstoß gab eine Mainzer Buchhandlung, die ihn nach der Ausbildung nicht übernahm. Das ermutigte ihn quasi zur Geschäftsgründung. “Es ist ja schon ein großer Schritt. Aber ich hatte etwas Kapital, also ging es. Und jetzt, wo es gut läuft, würde ich nichts rückgängig machen, auch bei einer 60-Stunden-Woche.”
Mit gewisser Grundfröhlichkeit
Dölger wohnt selbst in der Mainzer Neustadt. “In einem Viertel wie hier ziehen wir sicherlich vor allem eine Klientel an, die der großen Ketten überdrüssig ist.” Der Buchhändler strahlt gute Laune aus, ein gewisse Grundfröhlichkeit. Aber er sagt schon deutlich, dass ihm das beratungsfreie Bücherverkaufen gegen den Strich geht. Auch das nach festem Schema angelernte Beratungsgespräch ist nicht seins. Er tritt den Kunden als Person entgegen und nicht als Personal. “Ich denke, das ist eine Gegenbewegung zum großen Trend.”
In Frankfurt, Köln oder Berlin gibt es sie längst, die Buchhandlungen mit dem kleinen, aber feinen kulinarischen Angebot. “Das Problem ist ja die kurze Verweildauer im Geschäft”, meint Dölger. “Das wollen wir ändern.”
Eine Mutter mit zwei Kindern betritt den Laden. An der kleinen Bar vorbei steuern sie ein angeschlossenes Zimmer mit Couch und Plastikrutsche an. Hier stehen Kinderbücher. “Die Rutsche ist erst der Anfang”, sagt Dölger. Die junge Mutter mischt sich ein: “Soll ich euch mal ein bisschen Spielzeug vorbeibringen? Ihr könnt ja schauen, was ihr gebrauchen könnt.” Anonym ist anders.
Kunden mit Migrationshintergrund
Einen Angestellten hat der Buchhändler von seinem alten Arbeitgeber mitgebracht. Marco Roberto kümmert sich unter anderem um den Bereich “Deutsch für Ausländer”.
Die beiden wollen auch Kunden mit Migrationshintergrund locken, ein nahe liegender Gedanke in der Neustadt. Dazu passt die türkische Version von den Bremer Stadtmusikanten im Regal – oder ein türkisches Märchenbuch.
Und was gibt es sonst im Programm? “Klar haben wir die Bestseller, aber wir versuchen auch, mit kleinen Verlagen zusammenzuarbeiten.” Mit dem Mainzer Gonzo-Verlag etwa, der im August eine Neurerscheinung präsentiert: Hadayatullah Hübschs Buch “beat manna”, wird in einer “Release Party” im Bukafski vorgestellt. Roberto steuert mit seiner Band die Musik bei. “Solche Veranstaltungen wird es öfter bei uns geben”, verspricht der Chef.
Edle Kaffeebohne aus Kalabrien
“Kann ich einen Milchkaffee zum Mitnehmen haben?”, fragt eine eilige Kundin. “Selbstverständlich”, meint Roberto und wirft die Kaffeemaschine an. “Den richtigen Kaffee auszusuchen, das war auch so eine Sache”, meint Dölger. Er holte sich Hilfe bei einem Fachmann, einem älteren Italiener. Die edle Bohne seiner Wahl kommt nun aus Kalabrien.
“Wir warten gerade auf eine Lieferung” sagt Roberto, “der Lkw ist angeblich schon seit sechs Tagen unterwegs.” Noch haben die beiden einen Vorrat. “Wir bieten auch Kuchen an”, wirbt Dölger. “Zuerst wollte meine Freundin backen, aber das Ordnungsamt verlangte eine professionelle Küche.” Auch mit so was muss sich der Buchhändler rumschlagen. Nun kommt der Kuchen aus einer Bäckerei.
Eigener Bukowski-Schrein
Bleibt noch die Frage nach dem Namen: Bukafski. Kaffee ist drin und Buchhandlung. Aber da gibt es noch eine dritte Komponente: Charles Bukowski.
In der Ecke hängt ein Porträt des verehrten Dichters, darunter steht auf einem Schränkchen eine Schreibmaschine, genau wie jene, die auf dem Foto zu sehen ist. “Unser Bukowski-Schrein”, meint Roberto lächelnd. Ein eigenes Regalbrett ist für die Werke des Autors reserviert. Was gibt es eigentlich nicht im Buchhandlungscafé? Dölger zögert. “Rechte Sachen haben wir nicht und bestellen wir auch nicht”, meint er. “Und Sarrazin … der ist so ein Grenzfall, da entscheidet meine Tagesform.”
Der alte Herr im Rollstuhl hat inzwischen seinen Espresso getrunken, dafür fingert nun ein junges Pärchen zaghaft unterm Biedermeiertisch. Das Publikum ist bunt im Bukafski.
“Ich will ein Dinosaurierei”, kräht ein gerade eingetroffener Dreikäsehoch. Roberto versucht es mit einem Dino-Buch. Aber was ist das schon gegen ein Ei? Die beiden von Bukafski müssen passen. Aber sonst haben sie einiges zu bieten in dem kleinen Eckladen in der Kurfürstenstraße.
Von unserem Mitarbeiter Gerd Blase
Hinweis: Gonzo-Release-Party für Hadayatullah Hübschs Buch “beat manna” am 11. August um 20.30 Uhr im Bukafski, Kurfürstenstraße 9. Reguläre Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9.30 bis 19 Uhr, Samstag bis 18 Uhr.